Manche Hypes sind es wert, auf den Zug mit aufzuspringen und sie sich mal genauer anzuschauen. ChatGPT ist für mich so ein Hype. Kaum ein Newsletter oder YouTube-Kanal kam in den letzten Wochen aus, ohne am Ende zu verkünden, dass der gerade gehörte oder gelesene Text von der Künstlichen Intelligenz ChatGPT verfasst wurde. Die Diskussionen sind groß, welche Jobs künftig obsolet werden, weil alles von der KI übernommen werden kann, oder welche neuen Potentiale sich durch diese Technik ergeben. Überhaupt sei ja komplett unklar, wo wir gerade stehen, ob noch viel Weiterentwicklung zu erwarten sei oder wir schon das Maximum des Machbaren erreicht hätten.

Wie dem auch sei, ich will gar keine Diskussion über die Chancen und Herausforderungen künstlicher Intelligenz führen – dafür ist das hier nicht der Ort, und ich bin auch nicht Experte genug. Ich denke schon, dass solche Technologien uns einen großen Dienst erweisen können und einige Bereiche unseres Lebens revolutionieren können, wenn wir umsichtig mit ihnen umgehen.

Was ich mir aber dachte: ChatGPT spuckt im Grunde eine Zusammenfassung dessen aus, was ihm an Ausgangsmaterial aus dem Internet zur Verfügung gestellt wurde. Wenn ich ihm also eine Frage stelle, bekomme ich ein Gefühl dafür, was das Internet – und damit letztlich die dokumentierte Menschheit – für konsensfähig hält. Also habe ich ChatGPT ein paar Arbeitsaufträge gegeben, und möchte euch die Antworten nicht vorenthalten.

Begonnen habe ich hiermit: „Schreibe mir eine kurze utopische Vision der Zukunft der Menschheit.“

Macht hier gern kurze eine Minute Pause und überlegt selbst, welche Aspekte aufkommen könnten.

Bereit?

Die Antwort:

Im Jahr 2050 hat die Menschheit endlich die größten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte gemeistert. Der Klimawandel wurde gestoppt, erneuerbare Energien sind weltweit im Einsatz und sauberes Wasser und fruchtbares Land sind für alle Menschen zugänglich. Dank der Fortschritte in der Wissenschaft und Technologie hat die Menschheit Krankheiten wie Krebs und Alzheimer besiegt, und die Lebenserwartung ist auf über 100 Jahre gestiegen.

Die Gesellschaft hat sich auch verändert. Die soziale Ungleichheit hat abgenommen und die Menschen leben in einer Welt der Gerechtigkeit und des Respekts. Die meisten Menschen arbeiten weniger Stunden und haben mehr Freizeit, um ihre Familien und Hobbys zu genießen. Bildung und Kultur sind für alle frei zugänglich und die Kreativität und Vielfalt der Menschheit blühen auf.

Die Menschheit hat auch das Weltall erobert. Kolonien auf dem Mond und dem Mars sind voll funktionsfähig, und die ersten interstellaren Missionen sind auf dem Weg. Neue Entdeckungen in der Astronomie und Astrophysik enthüllen uns immer mehr über das Universum und unsere Herkunft.

In dieser utopischen Zukunft arbeitet die Menschheit zusammen, um eine bessere Welt für alle zu schaffen. Wir haben die Natur und die Menschlichkeit geachtet und haben eine Welt geschaffen, die in Frieden und Harmonie besteht.

Diese Utopie der Zukunft beginnt also mit einer intakten Umwelt, was angesichts der aktuellen Situation erstmal nicht überrascht. Interessant ist, dass sauberes Wasser und fruchtbares Land vor allem als Ressource für die Menschheit betrachtet werden – man hätte ja auch schreiben können, dass es den Tieren und Ökosystemen besser geht. Aber gut, ich habe auch nach der Zukunft der Menschheit gefragt und nicht nach der Zukunft des Planeten. Der zweite Aspekt ist die Eliminierung von Krankheiten. Eine Lebenserwartung von über 100 Jahren gilt demnach als erstrebenswerte Utopie, das finde ich ganz spannend. Der Glaube an Wissenschaft und Technologie scheint ungebrochen, und die Heilung solch bedeutender Krankheiten wird in den nächsten 27 Jahren als realistisch angesehen. Im Übrigen sind der Klimaschutz und die Eliminierung von Alzheimer und Krebs laut ChatGPT die „größten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte“, oder zumindest die beiden Top-Kandidaten. Ich fühle mich so ein bisschen wie beim Familienduell: „Wir haben 100 Künstliche Intelligenzen gefragt: Was sind die größten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte?Manchmal hilft ja ein externer Blick.

Andere Antwortmöglichkeiten hierfür kommen im nächsten Abschnitt auf. Der Rückgang – nicht die Auflösung, sondern der Rückgang – der sozialen Ungleichheit geht einher mit einer Welt der Gerechtigkeit und des Respekts. Direkt darauf folgt der neoliberale Albtraum: die Menschen arbeiten weniger und haben mehr Freizeit. Das ist schon wild; ich hätte nicht erwartet, diesen Diskurs hier so zentral zu finden. Zuletzt sind Bildung und Kultur für alle kostenfrei und Vielfalt wird gefeiert – eine utopische Zukunft ist also im Grunde eine linksliberale Gesellschaft. Wenn das die CDU hört.

Der letzte Absatz vor der Zusammenfassung dreht sich dann noch um die Raumfahrt. Kolonien auf Mond und Mars sind schon 2050 funktionsfähig (!), was ich für enorm ambitioniert halte – und im Übrigen auch für unnötig, wenn doch die Erde intakt und harmonisch ist. Hier zeigt sich so ein bisschen, dass ChatGPT nicht unbedingt auf die Kohärenz seiner Ergebnisse schaut, sondern nur die am häufigsten genannten Punkte aneinanderreiht.

Das sind also die wichtigen Punkte einer utopischen Menschheitsgeschichte. Stellt euch das zufrieden? Vermisst ihr irgendwas?

Ich habe ChatGPT danach genau nach dem Gegenteil gefragt: „Schreibe mir eine kurze dystopische Vision der Zukunft der Menschheit.“

Auch hier: was würdet ihr als Elemente so einer Dystopie annehmen?

Im Jahr 2050 hat die Menschheit die größten Herausforderungen der Menschheitsgeschichte nicht gemeistert. Der Klimawandel hat unkontrollierbare Auswirkungen auf das Leben auf der Erde, erneuerbare Energien haben sich nicht durchgesetzt und es gibt an vielen Orten auf der Welt kein sauberes Wasser und fruchtbares Land mehr. Die Welt ist von Konflikten geprägt, da immer mehr Menschen um begrenzte Ressourcen kämpfen.

Die Fortschritte in der Wissenschaft und Technologie haben zwar einige Krankheiten besiegt, aber die meisten Menschen können sich die teure medizinische Versorgung nicht leisten. Die Lebenserwartung ist aufgrund der zunehmenden Umweltverschmutzung und des Mangels an medizinischer Versorgung gesunken.

Die soziale Ungleichheit hat sich verschärft. Eine kleine Elite von Superreichen herrscht über die Welt und kontrolliert die meisten Ressourcen. Die meisten Menschen arbeiten in ungesunden und gefährlichen Arbeitsbedingungen und haben kaum Zeit für ihre Familien und Hobbys. Bildung und Kultur sind nur für die Elite zugänglich, und die Kreativität und Vielfalt der Menschheit sind erstickt.

Die Menschheit hat zwar das Weltall erobert, aber es dient nur den Interessen der Elite. Kolonien auf dem Mond und dem Mars dienen als Fluchtorte für die Superreichen, während der Rest der Menschheit auf einem ausgebeuteten und verarmten Planeten zurückgelassen wird.

In dieser dystopischen Zukunft arbeitet die Menschheit nicht zusammen, sondern kämpft gegeneinander. Wir haben die Natur und die Menschlichkeit missachtet und haben eine Welt geschaffen, die von Konflikten, Ungerechtigkeit und Ausbeutung geprägt ist.

Also von allem genau das Gegenteil. Die Analyse erspare ich hier mal, aber ChatGPT scheint zumindest etwas gegen Eliten und die Superreichen zu haben. Meiner Frage nach der Problematik superreicher Eliten ist das Programm leider sehr diplomatisch und abwägend ausgewichen.

Überhaupt ist ChatGPT sehr bedacht darauf, bei kontroversen Fragen immer zwei Seiten zu nennen. Die Nutzungsrechte von KI seien sehr komplex und es gebe viele Faktoren zu bedenken. Kapitalismus abschaffen? Unwahrscheinlich, aber man solle doch immer kritisch sein. Die Schuld an der Klimakrise sei sehr schwierig nur einer Personengruppe zuzuweisen, da gebe es politische und ökonomische Prozesse, aber auch eine individuelle Verantwortung.

Wir werden wohl von einer KI – Stand jetzt – keine Antworten auf all unsere Fragen bekommen. Schade eigentlich. Ich will auch mit diesem Text gar nichts Besonderes sagen, aber wir leben schon in einer verrückten Zeitlinie. Was mich jetzt noch interessieren würde: gibt ChatGPT euch dieselben Antworten auf diese Fragen? Probiert euch gern mal durch und sagt Bescheid. Ich unterhalte mich mal weiter mit meinem neuen besten Freund. Wer weiß – vielleicht kann ich da noch was lernen.

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